Einfluss auf das Grundwasser

Durch die Bauplanung für das Rechenzentrum wird in starkem Maße in unsere Wasserversorgung eingegriffen, sowohl in die direkte Wasserversorgung, als auch in die Neubildung von Grundwasser. Der Regionalverband FrankfurtRheinMain beschreibt die Probleme in seiner Stellungnahme zur Erweiterung der Gewerbefläche für das Rechenzentrum:

Aus dem Umweltbericht in den Unterlagen geht hervor, dass in Bezug auf den Gewässerschutz mit folgenden Auswirkungen durch die Planänderung zu rechnen ist.

Regionalverband FrankfurtRheinMain, vom 02.02.2023
  • Reduzierung der Grundwasserneubildung aufgrund der zusätzlichen Versiegelung einer Fläche von netto 2,15 ha
  • mögliche Lagerung wassergefährdender Stoffe im Rahmen der Notstromversorgung der geplanten Rechenzentren
  • mögliche Grundwasserverschmutzung, insbesondere bei Havarie der Treibstofflagerung für die Notstromaggregate
  • zusätzlicher Bedarf an Trink- , Brauch- und Löschwasser sowie Kapazität des Kanalsystems

Der Bebauungsplan bezieht sich auf hydrologische Daten aus den 60iger Jahren und berücksichtigt in keiner Weise die aktuelle Situationen. Hier wird der aktuellen Klimaentwicklung mit einer Häufung von länger anhaltenden Trockenperioden der vergangenen 10 Jahre nicht Rechnung getragen.

Auch die mittlerweile viel häufiger vorkommenden Starkregenereignisse mit den möglichen Auswirkungen durch die Versiegelung werden nicht berücksichtigt. Am 16. August 2023 bekamen die Kilianstädter einen Eindruck von den Folgen von Starkregen-Ereignissen. Wenn immer mehr solcher Starkregen-Ereignisse vorkommen können, ist jeder Quadratmeter nicht versiegelter Fläche im Wassereinzugsgebiet wichtig.

Gerade in Wassermangelsituationen zählt jeder Kubikmeter Wasser. Im Sommer 2023 hatten wir den Stand „gelb“ bzw. „grau“ bei der Wasserampel in Kreis und Gemeinde, das bedeutet, wir waren kurz vor dem Wassernotstand (=rot).

Noch einmal aus der Stellungnahme des Regionalverbandes Frankfurt RheinMain:

Auf den versiegelten Flächen im Gebiet A (= die Erweiterung um 4,8, Hektar) kann das anfallende Regenwasser nicht ungehindert versickern und so zur Neubildung von Grundwasser beitragen. Diese Flächen gehen für die Funktionserfüllung des Bodens und des Wasserhaushaltes nachhaltig verloren. Insgesamt wird der Eingriff in den Wasserhaushalt durch die Größe der neu versiegelten Flächen hoch sein.

Regionalverband FrankfurtRheinMain, vom 02.02.2023

Die aktuelle klimatische und hydrologische Entwicklung muss also bei der Bewertung der Auswirkung der Flächenversiegelung berücksichtigt werden, sowohl was die Wasserversorgung als auch die Neubildung von Grundwasser betrifft. Auch die Erosionsgefährdung, die als hoch eingestuft wird, spielt bei der Planung eine Rolle, worauf der Regionalverband hinweist.

Die Bestimmungen des Wasserschutzgebietes “Brunnen Hellerborn/Im Wald“ soll durch ein Gutachten überarbeitet und neu festgesetzt werden. Dabei muss eingearbeitet werden, dass der Brunnen „Im Wald“ schon länger stillgelegt worden ist und es muss ein fachlich fundiertes, aktuelles hydrogeologisches Schutzgebietsgutachten durch eine mit der regionalen und lokalen Hydrogeologie vertrauten sachverständigen Person vorgelegt werden.

Die zusätzliche Flächenversiegelung wird im Bebauungsplan als nicht erhebliche zusätzliche Flächenversiegelung eingeschätzt. Hierzu fehlt im beiliegenden hydrogeologischen Gutachen völlig die eindeutige Begründung der Bewertung.

Eine reine Feststellung ohne detaillierte Begründung ist fachlich inakzeptabel. Weiterhin geht aus der Bewertung nicht hervor, ob die bereits vorhandenen versiegelten Flächen des Autokontors und des benachbarten Gewerbegebiet Kilianstädten westlich der Landstraße 3009 berücksichtigt worden sind. Stattdessen wird im Bebauungsplan auf das vorhandene Schutzgebietsgutachten von 1968 Bezug genommen.

Insgesamt ist ein solches Vorgehen im Bebauungsplan unserer Meinung nach von den Daten und Fakten her nicht begründet und in unserer heutigen Situation verantwortungslos und nicht zuletzt rechtlich anfechtbar.

Wie mittlerweile am eigen Leib spürbar wird, ist Wasser eine unserer kostbarsten Ressourcen und bedarf umso mehr einer fachlichen fundierten Prüfung.